Dienstag, Februar 20, 2007

Watzespitze

Mitte September hatte Andi die Idee, auf die Watzespitze zu klettern - es war warm und sonnig, also ideale Voraussetzungen diesen Berg zu besteigen.

Am 23. September war's soweit. Morgens habe ich den Rucksack gepackt: Klettergurt, Steigeisen, Pickel, Seil, warme Jacke, Verpflegung und es war eigentlich kein Platz mehr für irgendwas.
Vormittags bin ich noch schnell einkaufen gegangen und mit einer neuen DSR-Kamera nach Hause gekommen. Die musste natürlich auch noch in den Rucksack, der somit fast 20Kg wog und zum Bersten gefüllt war.

Gegen 1 sind wir dann ins Pitztal gefahren und beinahe im Stau steckengeblieben - die letzten Schafe wurden gerade von den Almen geholt. In Planggeroß ließen wir das Auto stehen und machten uns auf den Weg durch das Planggeroßtal auf die Kaunergrat Hütte.


Nach ein paar Stunden und ca. 1200m Aufstieg sind wir dann zum Sonnenuntergang auf der Hütte angekommen, die leider im Westen durch den Kaunergrat abgeschattet wird. Leider hat der Hüttenwirt 3 Tage vorher zugesperrt (ich find's immer noch unlogisch vor dem letzten schönen Wochenende den Hüttenbetrieb einzustellen) und Andi und ich bezogen 2 Betten im Winterraum.


Nach uns sind noch 2 Gruppen angekommen, die sich offensichtlich kannten und auf der Terasse vor der Hütte ihre Sachen auspackten - Kocher, Expeditionsschlafsäcke, Töpfe, Geschirr, ... die hatten Treckingrucksäcke & Gepäck mit, als ging's um eine Weltreise.
Um für den anstrengenden Aufstieg am nächsten Tag gerüstet zu sein gingen wir früh schlafen - um 9 war Licht aus.

Nach einer unruhigen Nacht packten Andi und ich kurz vor Sonnenaufgang unsere Rucksäcke und zogen Richtung Klettereinstieg los. Kurz vor dem Einstieg mussten wir ein Gletscherfeld queren - nicht allzu steil und mit Steinen und Geröll überzogen, aber doch nicht ganz einfach - vor allem so kurz nach dem Aufstehen und ohne Kaffee getrunken zu haben. Wir zogen unsere Steigeisen an und kurz vor dem Ende passierte es - ich verlor den Halt und rutschte das Feld hinunter - zum Glück vorbei an den größeren Steinen. Mit dem Pickel gelang es mir den Sturz zu bremsen und ich stieg dann die 50m wieder hinauf, geschockt vom Sturz und unsicher, ob die Steigeisen mich halten. Jedenfalls war ich hellwach.

Knapp nach Sonnenaufgang begannen wir mit der Kletterei - angeseilt über die ersten schwierigen Passagen des Ostgrates. Nach den ersten Seillängen gewöhnte ich mich an die alpine Kletterei mit dem schweren Rucksack und wir kamen ziemlich gut voran, sodass wir Dank Andis Orientierungssinn nach guten 4 Stunden so gegen 11 Uhr am Gipfel standen.

Wir stärkten uns kurz und genossen den Ausblick über das Pitztal und das Kaunertal und machten uns aber bald für den Abstieg über den Gletscher bereit. Nach ca. 20 Minuten erreichten wir die Abseilpiste hinunter auf den Gletscher, die wir noch als großen Spass empfanden. Am Gletscher angekommen schnallten wir uns unsere Steigeisen wieder an die Schuhe und folgten dem leicht abfallenden Becken vorbei an kleineren Spalten bis zum Gletscherbruch - wo mir das Herz in die Hose rutschte. Ein über 40° steiler, vereister Hang voller größerer und kleinerer Spalten lag vor uns und ich hatte keine Ahnung, wie ich da herunterkommen sollte. Der Schreck vom Rutscher am Morgen lag mir auch noch ein bisschen in den Gliedern und ich wollte mein Glück kein zweites Mal herausfordern.

Nach einer kurzen Besprechung beschlossen wir uns über den Gletscherbruch abzuseilen. Der erste Fixpunkt war ein großer Block, um den wir mit einer Rebschnur einen Abseilanker bauten. So gesichert konnten wir über die Spalten springen und fanden den Spass an der Sache wieder. Nach 4 Seillängen wurde der Gletscher wieder flacher und wir gingen wieder mit Steigeisen und Pickel weiter, bis wir die nächste Abseilstelle erreichten. Über eine steile Felsflanke ging's hinunter auf die Moräne. Auf einmal merkten wir beide, wie durstig wir waren - 2 Liter Flüssigkeit sind für so eine Tour einfach zu wenig. In der Ferne hörten wir Wasser fließen. Nach einer kurzen Suche fanden wir sauberes Wasser und tranken und füllten unsere Flaschen wieder an.


Danach ging's über die Moräne hinunter ins Planggeroßtal, mitten durch eine Gruppe von Steinböcken weiter Richtung Osten nach Planggeroß. An diesem Tag gingen wir fast 10h, mit den Pausen dazugerechnet waren wir 11h am Weg.
Müde und zufrieden setzten wir uns ins Auto und fuhren wieder nach Hause.

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