Samstag, Juli 21, 2007

Ausflug in die Dolomiten - Cinque Torri & Punta Fiames

Mein Onkel und ich reden schon lange von einer gemeinsamen Bergtour, alpinen Klettertour oder etwas in der Richtung und haben es endlich geschafft, in die Dolomiten zu fahren.

Anreise

Am Mittwoch Abend sind wir los - über die Brennerautobahn nach Brixen und ins Pustertal nach Sexten. Dort hat mein Onkel ein Zimmer reserviert - die Wegbeschreibung zum Quartier war "ein paar Serpentinen, ist aber nicht weit vom Dorf". Wir sind dann gegen halb neun in Sexten hungrig angekommen und das Schild "Pizzeria Erich" hat uns angelockt.

Es war viel los, viele Paare, Familien, ... sind für einen Tisch angestanden und wir erspähten 2 Barhocker und setzten uns dort hin. Die Wirtin, eine ausgesprochen aufmerksame und freundliche Frau (trotz des ganzen Stress') hat gemeint, wir könnten auch an der Bar eine Pizza bekommen und so hatten wir 10 Minuten später gute Pizze und ein Bier. Ein einheimischer Gast hat uns dann auch noch genauer beschrieben, wo denn der Ausserberg in Sexten ist und nach vielen Serpentinen, recht weit vom Ortskern haben wir dann den Bergbauernhof erreicht.



Das Zimmer war einfach eingerichtet, WC und Dusche am Gang aber alles sehr sauber und sehr freundliche Leute. Wir fragten gleich, ob wir schon um viertel nach sechs Frühstücken konnten, weil wir die Cinque Torri besteigen und den Tag ausnutzen wollten. Auf einem Bauernhof war das überhaupt kein Problem - der Arbeitstag fängt dort bereits um 5 Uhr an.

Cinque Torri

Am nächsten Tag fuhren wir nach Cortina d'Ampezzo und ein bisschen weiter südwestlich zu den Cinque Torri. Beeindruckende Türme, wobei es eigentlich nur mehr vier sind. Einer ist 2002 auf Grund natürlicher Erosion umgefallen.


Die Kletterei war sehr aufregend, vor allem eine Verschneidung ohne Zwischensicherungen. Ob die selbst gelegten Klemmkeile, Friends, Bandschlingen, ... auch wirklich einen Sturz halten, wollten weder mein Onkel noch ich ausprobieren. Aber so weit ist's gar nicht gekommen.



Nach einer Jause im hiesigen Refugio sind wir auf den Grande Torre, den mächtigsten der Türme geklettert. Die Kletterei hinauf war ein Genuss. Das Gipfelplateau, eine ca. 20qm große Felsplatte, war schnell erreicht.

Der Abseilhaken auf der anderen Seite des Plateaus war eine solide Eisenkette, und wir seilten uns gleich auf das Band unterhalb des Gipfels ab. Laut Tourenbeschreibung "Auf dem Band nach rechts (Osten) zum nächsten Abseilhaken und 20m in die Schlucht zwischen West- und Nordpfeiler abseilen" sind wir nach rechts (Osten) und fanden nur einen geschlagenen Haken, der sich mit den Fingern bewegen lies. Verdutzt schauten wir uns beide an - daran hätten wir uns nie und nimmer abgeseilt. Wir spähten noch um das Eck, fanden aber keinen weiteren Haken mehr. Vielleicht haben die in der Beschreibung ja das andere Rechts gemeint, obwohl Osten eigntlich eindeutig wäre.
Nach ein paar Metern Richtung anderes Rechts fanden wir einen stabilen Abseilhaken und ließen uns vorsichtig mal ein paar Meter hinab. Mein Onkel hat gemeint, das Seil würde bis zum Boden reichen und seilte weiter ab. Leider reichte das Seil nicht und er machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Standplatz.

Ein massiver Felsblock, der sich mit 2 Bandschlingen umwickeln ließ, war unsere neue Abseilstelle. Jeder opferte eine Bandschlinge und zusammen mit meinem "Opferkarabiner" hatten wir unseren eigenen Abseilhaken gebaut. Diesmal konnten wir bis ganz hinunter abseilen und waren glücklich, wieder Boden unter den Füßen zu haben.


Wir gingen zum Auto und fuhren, verschwitzt und dreckig von der Kletterei, wieder in die Pizzeria Erich in Sexten.


Punta Fiames


Am nächsten Tag, wir bekamen wieder um 06:15 unser Frühstück, verabschiedeten wir uns von den Bauersleuten und fuhren wieder nach Cortina d'Ampezzo - diesmal aber zum Krankenhaus. Dort war nämlich der Parkplatz für den Zustieg zum Punta Fiames. Um acht Uhr morgens gingen wir dann los, dem beschriebenen Weg entlang zum Einstieg. Irgendwie hatten wir uns aber verlesen oder sonst eine Abzweigung zu früh genommen, jedenfalls benötigten wir für den Zustieg über 3 Stunden - mehr als doppelt so lang als angenommen. "Gut, der Berg wehrt sich" dachten wir uns und wollten jetzt erst recht hinauf.



Die Anseilstelle war dann wieder klar ersichtlich und die ersten Seillängen waren spannend, ausgesetzt, ohne Zwischensicherungen und trotzdem leicht zu bewältigen. In der Schlüsselseillänge, ca. in der Mitte der Wand, dürften wir aber etwas zu hoch gewesen sein, jedenfalls waren wir uns einig, dass die Kletterei mindestens im 5 Schwierigkeitsgrad war. Ein ausgesetzes Band entlang um eine Ecke herum in eine Verschneidung. Auch hier waren keine gebohrten oder geschlagenen Zwischensicherungen vorhanden, doch mit Keilen und Friends konnten wir uns einigermaßen absichern.

Richtig spannend war nur, dass wir keinen Standhaken gefunden haben - bislang waren immer gute, sichere Standhaken vorhanden. Da war uns klar, dass wir nicht exakt in der Route waren. Eine armdicke Latsche diente uns dann als Stand und wir kletterten weiter hinauf, links an einem überhängenden Dach vorbei. Da war wieder ein Standhaken und wir wieder in der Route. Ich habe davor nicht gewusst, wie viel Freude ein einfacher gebohrter Ring mitten in einer Felswand bereiten konnte.



Jetzt wurde die Kletterei wieder leichter, die Ausgesetztheit und die Höhe wurde aber auch mit jedem Blick in die Tiefe bewusst. Bis hinunter ins Tal war's ca. 700 Meter senkrecht hinab. Um halb 5 sind wir dann endlich beim Ausstieg der Kletterei angekommen und gingen hinauf zum Gipfel. Dort gönnten wir uns noch Studentenfutter, einen Apfel, Datteln und die letzten paar Schlucke Wasser. Der Abstieg über die Nordseite des Massivs war kein Problem mehr, durch eine Schutthalde ging's dann schnell wieder Richtung Krankenhaus bzw. Auto. Um kurz vor sieben Uhr sind wir dann angekommen und waren glücklich, die Tour geschafft zu haben.


In Cortina kauften wir dann noch ein bisschen Obst, viel zu trinken und Pane con Salame und genossen die Jause. Dann machten wir uns auf den Weg nach Innsbruck.

Ein kurzer Zwischenstopp am Toblacher See zum frisch machen brachte wieder Leben in unsere müden Körper und so kamen wir um kurz nach 9 in Innsbruck an.