Samstag, Februar 24, 2007

Grubenkopf

Im Süden des Obernberger Sees liegen sehr lohnende Tourenziele. Eines davon ist der Grubenkopf, der keine besonderen an den Tourengeher stellt. Oder etwa doch? Windfest sollte man sein, denn am Alpenhauptkamm weht meistens der Fön - so auch am 18. Februar.

Über einen kurzen Wald- und Wiesenabschnitt gelangt man vom Gasthof Waldesruh zum Obernberger See. Dem See entlang lässt es sich am besten im Langlaufstil gleiten. Bei der Abzweigung Richtung Südosten geht es dann kurz leicht bergauf und danach sofort wieder sehr eben durch ein wunderschönes Hochtal.


Über mehrere kleine Hügel gelangt man zum Anstieg des Grubenjochs - und hier machte sich der Föhn richtig bemerkbar. Die windgepresste Spur machte den Aufstieg nicht leichter, der böige Wind die Spitzkehren zu einem Balance-Akt. Am Joch angekommen entfaltete der Sturm seine wahre Kraft. Ingrid und ich legten uns weit nach vorne und ließen uns vom Wind tragen.

Die Abfahrt ging besser als vermutet - der hartgepresste Schnee ließ sich wie eine Kunstschneepiste befahren. Nur am See entlang mussten wir ein wenig schieben. Alles in allem ein vom Ausblick her eine sehr lohnende Tour.

Dienstag, Februar 20, 2007

Watzespitze

Mitte September hatte Andi die Idee, auf die Watzespitze zu klettern - es war warm und sonnig, also ideale Voraussetzungen diesen Berg zu besteigen.

Am 23. September war's soweit. Morgens habe ich den Rucksack gepackt: Klettergurt, Steigeisen, Pickel, Seil, warme Jacke, Verpflegung und es war eigentlich kein Platz mehr für irgendwas.
Vormittags bin ich noch schnell einkaufen gegangen und mit einer neuen DSR-Kamera nach Hause gekommen. Die musste natürlich auch noch in den Rucksack, der somit fast 20Kg wog und zum Bersten gefüllt war.

Gegen 1 sind wir dann ins Pitztal gefahren und beinahe im Stau steckengeblieben - die letzten Schafe wurden gerade von den Almen geholt. In Planggeroß ließen wir das Auto stehen und machten uns auf den Weg durch das Planggeroßtal auf die Kaunergrat Hütte.


Nach ein paar Stunden und ca. 1200m Aufstieg sind wir dann zum Sonnenuntergang auf der Hütte angekommen, die leider im Westen durch den Kaunergrat abgeschattet wird. Leider hat der Hüttenwirt 3 Tage vorher zugesperrt (ich find's immer noch unlogisch vor dem letzten schönen Wochenende den Hüttenbetrieb einzustellen) und Andi und ich bezogen 2 Betten im Winterraum.


Nach uns sind noch 2 Gruppen angekommen, die sich offensichtlich kannten und auf der Terasse vor der Hütte ihre Sachen auspackten - Kocher, Expeditionsschlafsäcke, Töpfe, Geschirr, ... die hatten Treckingrucksäcke & Gepäck mit, als ging's um eine Weltreise.
Um für den anstrengenden Aufstieg am nächsten Tag gerüstet zu sein gingen wir früh schlafen - um 9 war Licht aus.

Nach einer unruhigen Nacht packten Andi und ich kurz vor Sonnenaufgang unsere Rucksäcke und zogen Richtung Klettereinstieg los. Kurz vor dem Einstieg mussten wir ein Gletscherfeld queren - nicht allzu steil und mit Steinen und Geröll überzogen, aber doch nicht ganz einfach - vor allem so kurz nach dem Aufstehen und ohne Kaffee getrunken zu haben. Wir zogen unsere Steigeisen an und kurz vor dem Ende passierte es - ich verlor den Halt und rutschte das Feld hinunter - zum Glück vorbei an den größeren Steinen. Mit dem Pickel gelang es mir den Sturz zu bremsen und ich stieg dann die 50m wieder hinauf, geschockt vom Sturz und unsicher, ob die Steigeisen mich halten. Jedenfalls war ich hellwach.

Knapp nach Sonnenaufgang begannen wir mit der Kletterei - angeseilt über die ersten schwierigen Passagen des Ostgrates. Nach den ersten Seillängen gewöhnte ich mich an die alpine Kletterei mit dem schweren Rucksack und wir kamen ziemlich gut voran, sodass wir Dank Andis Orientierungssinn nach guten 4 Stunden so gegen 11 Uhr am Gipfel standen.

Wir stärkten uns kurz und genossen den Ausblick über das Pitztal und das Kaunertal und machten uns aber bald für den Abstieg über den Gletscher bereit. Nach ca. 20 Minuten erreichten wir die Abseilpiste hinunter auf den Gletscher, die wir noch als großen Spass empfanden. Am Gletscher angekommen schnallten wir uns unsere Steigeisen wieder an die Schuhe und folgten dem leicht abfallenden Becken vorbei an kleineren Spalten bis zum Gletscherbruch - wo mir das Herz in die Hose rutschte. Ein über 40° steiler, vereister Hang voller größerer und kleinerer Spalten lag vor uns und ich hatte keine Ahnung, wie ich da herunterkommen sollte. Der Schreck vom Rutscher am Morgen lag mir auch noch ein bisschen in den Gliedern und ich wollte mein Glück kein zweites Mal herausfordern.

Nach einer kurzen Besprechung beschlossen wir uns über den Gletscherbruch abzuseilen. Der erste Fixpunkt war ein großer Block, um den wir mit einer Rebschnur einen Abseilanker bauten. So gesichert konnten wir über die Spalten springen und fanden den Spass an der Sache wieder. Nach 4 Seillängen wurde der Gletscher wieder flacher und wir gingen wieder mit Steigeisen und Pickel weiter, bis wir die nächste Abseilstelle erreichten. Über eine steile Felsflanke ging's hinunter auf die Moräne. Auf einmal merkten wir beide, wie durstig wir waren - 2 Liter Flüssigkeit sind für so eine Tour einfach zu wenig. In der Ferne hörten wir Wasser fließen. Nach einer kurzen Suche fanden wir sauberes Wasser und tranken und füllten unsere Flaschen wieder an.


Danach ging's über die Moräne hinunter ins Planggeroßtal, mitten durch eine Gruppe von Steinböcken weiter Richtung Osten nach Planggeroß. An diesem Tag gingen wir fast 10h, mit den Pausen dazugerechnet waren wir 11h am Weg.
Müde und zufrieden setzten wir uns ins Auto und fuhren wieder nach Hause.

Montag, Februar 19, 2007

Hinterer Daunkopf

Heute möchte ich euch auf den Hinteren Daunkopf im Stubaital entführen. Der Start dieser Tour ist bei der Mutterbergalm, dem Parkplatz des Schigebiets. Über die Schiroute "Wilde Grube" gelangt man die ersten 400-500 Höhenmeter vorbei an der Ruderhofspitze bis zum Osthang des Vorderen Daunkopfes. Diesen steigt man mit ein paar Spitzkehren hinauf und lässt den Gipfel im Süden liegen. Ein wunderschönes Hochtal - die Glamergrube - eröffnet sich mit einem gewaltigen Blick zurück ins Stubaital.
Nach ca. 1km hat man die Qual der Wahl zwischen den 2 Aufstiegsvarianten.

Normalweg:


Der Normalweg führt über den Daunkopf-Ferner westlich des Vorderen Daunkopfs hinauf zum Daunkopfjöchl
und über den Südgrad hinauf zum Gipfel.
Das klingt alles recht einfach, doch als wir diese Tour gingen hingen dichte Wolken bis ca. 2900m und wir sahen kaum 20m voraus. Zum Glück ging eine Gruppe mit Harscheisen vor uns, an deren Spuren wir uns ein wenig orientieren konnten. Trotzdem verfehlten wir 2x die Aufstiegsrinne und mussten wieder absteigen, um in der Nachbarrinne unser Glück zu versuchen. Knapp unterhalb des Joches begann der Wind die Wolken zu verblasen, was einerseits den Blick auf blauen Himmel, die Sonne und den Gipfel frei legte, andererseits aber uns Zwang, unsere Überjacken anzuziehen.

Variante:


Bei sicheren Verhältnissen lohnt sich aber in der Glamergrube den nördlicheren Weg zu folgen und über eine steile Rinne zum Nordgrad des Daunkopfs aufzusteigen. Die Rinne hat ca. 40° Neigung und wir mussten uns im oberen Teil die Schi abschnallen. Über einen kurzen Grad gelangt man zum Weg, der normalerweise von der Ambergerhütte aus begangen wird. Über den Westgrad erreicht man schließlich den Gipfel.
Die Variante ist meiner Ansicht nach die schönere und alpinere Tour - der Nordgrad des Hinteren Daunkopfes ist ausgesetzter und bei Wind mit Schiern in der Hand nicht unbedingt leicht zu bewältigen. Dafür wird man aber mit einem wunderschönen Blick ins Sulztal belohnt.


Auf Grund der tristen Schneelage waren wir gezwungen über das Daunjoch Richtung Osten ins Schigebiet und über die Piste wieder zum Parkplatz abzufahren.
Die Ausblicke und Eindrücke entschädigen mehr als genug für die in Kauf genommenen Strapazen - der Blick vom Gipfel aus über den Sulztalferner auf die Wile Leck, die Kuhscheibe, den Wannenkogel weiter zum Schrankogel, Schrandele und Ruderhofspitze bei strahlendem Sonnenschein lassen mich sicherlich ein anderes Mal wiederkommen. Vielleicht nächste Saison mit mehr Schnee?